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13.03.2023

Darmkrebsmonat März: Vier Fragen zu weiteren Vorsorgeuntersuchungen des Verdauungstrakts

Darmkrebszentrum

PD Dr. med. Matthias Banasch (l.) und Prof. Dr. med. Christian Möbius, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Zentrum für onkologische und minimalinvasive Chirurgie am Florence-Nightingale-Krankenhaus der Kaiserswerther Diakonie in Düsseldorf, arbeiten im Darmkrebszentrum Düsseldorf-Kaiserswerth eng zusammen (Foto: Kaiserswerther Diakonie/Bettina Engel-Albustin)

Düsseldorf, 14. März 2023: Initiiert durch die Felix Burda-Stiftung wird der März seit 22 Jahren genutzt, um auf die Prävention von Darmkrebs aufmerksam zu machen. In diesem Jahr läuft die Werbekampagne unter dem Motto „Der Deal deines Lebens“. Neben der Darmspiegelung informiert PD Dr. med. Matthias Banasch, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Onkologie und Allgemeine Innere Medizin am Florence-Nightingale-Krankenhaus, zu weiteren Vorsorgeuntersuchungen des Verdauungstrakts.

Als Gastroenterologe beschäftigen Sie sich ja nicht nur mit Darmkrebs. Gibt es auch für andere Krebserkrankungen des Verdauungstraktes Vorsorgeuntersuchungen?

PD Dr. Banasch: Leider keine, die von den gesetzlichen Krankenkassen anerkannt sind. Aus gastroenterologischer Sicht wäre es eigentlich naheliegend, die Vorsorgekoloskopie mit einer Magenspiegelung (Gastroskopie) zu kombinieren. Magen- und Speiseröhrenkrebs sind zwar deutlich seltener als Darmkrebs aber auch hier gibt es durchaus gutartige Vorläuferstufen und Risikokonstellationen, die durch eine Spiegelung diagnostiziert und behandelt werden können (z.B. die Helicobacter-pylori-Gastritis und der Barrett-Ösophagus). Grundsätzlich müssen staatlich empfohlene Vorsorgeuntersuchungen aber auch immer unter volkswirtschaftlich-ökonomischen Erwägungen betrachtet werden. Je seltener eine Erkrankung auftritt, desto schlechter ist das Verhältnis zwischen Aufwand (und auch Risiko) und dem zu erwartenden Nutzen einer Vorsorgeuntersuchung. In anderen Ländern (z.B. Ostasien), wo Magenkrebserkrankungen deutlich häufiger sind, gibt es auch eine entsprechende Vorsorge-Gastroskopie. Wenn Sie unter Beschwerden leiden, die auf eine chronische Erkrankung des Magens oder der Speiseröhre hindeuten (z.B. chronische Reflux- oder Magenbeschwerden) oder erstgradige Verwandte haben, die an einem Magenkrebs erkrankt sind, sollten Sie mit Ihrem Gastroenterologen sprechen. Dann sollte auch die Kostenübernahme durch die GKV kein Problem darstellen.

Eine Krebserkrankung die seit Jahren zunimmt ist der Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreas-Karzinom). Gibt es hier Möglichkeiten der Vorsorge oder Früherkennung?

PD Dr. Banasch: Das stimmt, das Pankreaskarzinom liegt mittlerweile auf Platz 2 der gastrointestinalen Krebserkrankungen und wird in den nächsten Jahren noch an Häufigkeit zunehmen. Da sich nur ein kleiner Teil der Tumore aus zunächst gutartigen, zystischen Vorläufern entwickelt, die in der Regel als Zufallsbefund z.B. im Rahmen einer Sonographie oder anderen Bildgebung auffallen und es leider so gut wie keine Frühsymptome gibt, werden die meisten Erkrankungen erst relativ spät diagnostiziert, was die immer noch sehr schlechte Prognose erklärt.

Zudem werden mögliche Symptome häufig fehlinterpretiert, die durchaus auf eine (bösartige) Pankreaserkrankung hindeuten könnten: das können unklare Rückenschmerzen sein oder chronische Durchfälle, plötzlich erhöhte Pankreasenzyme im Blut (Lipase), ein neuaufgetretener Diabetes mellitus (ohne typisches Risikoprofil) oder auch eine Verschlechterung eines bekannten Diabetes insbesondere in Kombination mit einem Gewichtsverlust. Hier sollten Sie als Hausarzt oder auch Gastroenterologe hellhörig werden und im Zweifel frühzeitig eine hochauflösende Schnittbilddiagnostik veranlassen. Die sensitivste Untersuchung zur Beurteilung der Bauchspeicheldrüse ist die Endosonographie, eine Kombination aus Magenspiegelung und endoskopischer Ultraschalluntersuchung. Hiermit erreichen wir eine Auflösung der Organstrukturen im Millimeter-Bereich.

Was können wir selbst tun, um Krebserkrankungen der Verdauungsorgane zu verhindern. Beim Lungenkrebs spielt Rauchen ja immer noch eine wichtige Rolle. Gibt es auch vergleichbare Risikofaktoren für den Magen-Darm-Trakt?

PD Dr. Banasch: Auf jeden Fall! Nach Schätzungen der WHO gehen ca. 30 Prozent der Krebserkrankungen auf das Konto unseres ungesunden, „westlichen“ Lebensstils.

Übergewicht, Alkohol- und Nikotinkonsum, zu viel Fleisch und Wurstwaren, hochverarbeitete Lebensmittel mit viel Zucker und Fett und zu wenig Obst- und Gemüse auf dem Teller erhöhen nicht nur unserer Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sondern nachgewiesenermaßen auch das Risiko für Krebserkrankungen der Verdauungsorgane. Die effektivste Vorsorge fängt somit bereits am Küchentisch an und funktioniert im Übrigen ohne komplizierte Mode-Diäten oder teures „Superfood“.

Bei welchen Beschwerden sollte ich zum Arzt gehen?

PD Dr. Banasch: Bei sichtbarem Blut im Stuhl oder Bluterbrechen, Schluckbeschwerden, chronischen Durchfällen oder Bauchschmerzen insbesondere in Kombination mit einem ungewollten Gewichtsverlust sollte man den Hausarzt oder einen Gastroenterologen zeitnah aufsuchen. Diese Symptome können auf eine bösartige Erkrankung der Verdauungsorgane hinweisen und sollten zeitnah abgeklärt werden!

Weitere Fragen zur Vorsorge, Erkennung, Behandlung und Nachssorge von Darmkrebs beantworten PD Dr. med. Matthias Banasch und seine ärztlichen Kolleg:innen bei der Telefonaktion des Darmkrebszentrums am Florence-Nightingale-Krankenhaus. Diese findet am 22. März 2023 von 16 – 18 Uhr unter Telefon 0211 409 2717 statt. Rufen Sie an!