Tachykarde Herzrhythmusstörung (Vorhofflimmern)
Was ist die tachykarde Herzrhythmusstörung? Was ist Vorhofflimmern?
Als tachykarde Herzrhythmusstörung bezeichnet die Medizin einen zu schnellen Herzschlag. Ein zu schneller Herzschlag kann seine Ursache in der Herzvorkammer oder in der Herzhauptkammer haben.
Nachgewiesen wird diese Form der Herzrhythmusstörungen durch ein EKG (Elektrokardiogramm). Allerdings treten Tachykardien in vielen Fällen nur sporadisch auf, sodass ihre Erfassung schwierig sein kann. In einigen Fällen hilft ein Langzeit-EKG. Manchmal muss ein sogenannter Ereignisrekorder unter die Haut gesetzt werden, um selten auftretende Herzrhythmusstörungen zu erfassen.
Entspringt der zu schnelle Herzschlag der Hauptkammer, dann kann es sich um eine gefährliche Situation handeln, die schnellstmöglich beendet werden muss. Häufig tritt in solchen Fällen Schwindel oder sogar Ohnmacht auf. In diesem Fall ist umgehend der Rettungsdienst zu informieren, damit eine Behandlung erfolgen kann.
Wie wird eine tachykarde Herzrhythmusstörung, ein Vorhofflimmern, behandelt?
Nach Klärung der Ursache, die zum Beispiel eine Durchblutungsstörung (Koronare Herzkrankheit, KHK), eine Herzmuskelentzündung, ein Ungleichgewicht der Blutsalze (Natrium, Kalium) oder auch eine Nebenwirkung von Medikamenten sein kann, muss eine gezielte Behandlung erfolgen. Diese kann zum Beispiel in einer Katheterablation (Verödungstherapie) oder auch einer medikamentösen Therapie bestehen. In einigen Fällen wird die Implantation eines Defibrillators notwendig, der solche Herzrhythmusstörungen jederzeit beenden kann und somit den plötzlichen Herztod verhindert.
Die Implantation eines Defibrillators erfolgt unter örtlicher Betäubung. Von einem kleinen Schnitt aus werden ein, zwei oder drei Drähte, sogenannte Sonden, durch eine Vene bis zum Herzen vorgeschoben. Die Sonden werden dann mit dem Defibrillator verbunden. Dabei handelt es sich um ein metallenes Kästchen in der Größe einer Streichholzschachtel, das unterhalb des Schlüsselbeins unter die Haut gesetzt wird. Dieser Routineeingriff dauert in der Regel etwa 60 Minuten. Das Gerät überwacht den Herzrhythmus und kann im Falle einer tachykarden Herzrhythmusstörung, die länger anhält, entweder durch kleine elektrische Stimuli oder durch einen Elektroschock eingreifen und die Herzrhythmusstörung beenden.
Meist aber entspringen die Herzrhythmusstörungen aus der Vorkammer. Mit Abstand die häufigste Störung stellt dabei das Vorhofflimmern dar. Weitere denkbare Vorhofstörungen sind das Vorhofflattern, eine inadäquate Sinustachykardie oder auch eine ektope atriale Tachykardie. Da in den meisten Fällen Vorhofflimmern und weniger häufig Vorhofflattern vorliegt, beschränken wir uns im Folgenden auf die Beschreibung dieser Herzrhythmusstörungen.
Was passiert beim Vorhofflimmern?
Beim Vorhofflimmern oder -flattern handelt es sich um eine Erkrankung, die in den Vorkammern des Herzens entsteht (supraventrikuläre Herzrhythmusstörung). Der eigentliche Taktgeber des Herzens, der Sinusknoten, der die Herzfrequenz (Anzahl der Herzschläge pro Minute) kontrolliert, hat keine Funktion mehr. Dadurch kommt es im gesamten Vorhof zu kleinen Erregungen, der Vorhof flimmert. In unregelmäßigen Abständen werden Erregungen an die Herzkammer weitergeben – so entsteht ein unregelmäßiger Herzschlag. Häufige Symptome sind Herzstolpern oder Herzrasen. Es gibt aber auch viele Patient:innen, die diese Herzrhythmusstörung gar nicht bemerken. Bildet sich dann durch den veränderten Blutfluss in der Vorkammer ein Blutgerinnsel, löst sich und „schwimmt“ Richtung Gehirn, kann das zu einem Schlaganfall führen. Daher empfiehlt es sich, in regelmäßigen Abständen, zum Beispiel beim regelmäßigen Check-up, vom Hausarzt ein EKG durchführen zu lassen, um Vorhofflimmern zu erkennen und zu behandeln.
Die Behandlung der tachykarden Herzrhythmusstörung, des Vorhofflimmerns, im Detail
Nach der Bestätigung der Diagnose durch ein EKG müssen der der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin zwei Dinge klären:
- Falls notwendig, wird die Herzfrequenz kontrolliert und durch die Einnahme von Medikamenten gesenkt. In diesem Fall akzeptieren Arzt:Ärztin und Patient:in die Herzrhythmusstörung. So wird verfahren, wenn die Herzrhythmusstörung asymptomatisch ist und der Patient, die Patientin keine Beschwerden verspürt.
Bei neu diagnostiziertem oder stark symptomatischem Vorhofflimmern, wird versucht, den Herzrhythmus wieder in den normalen Takt (Sinusrhythmus) zu überführen, entweder durch eine Elektroschocktherapie oder durch spezielle Medikamente. Bei der Elektroschocktherapie wird der Herzrhythmus durch einen kurzen Stromstoß wieder normalisiert. Dies geschieht in Kurznarkose, die Patient:innen bemerken davon nichts.
Ob man sich für eine Überführung in den Sinusrhythmus entscheidet oder das Vorhofflimmern belässt, muss individuell entschieden werden.
- Der Arzt, die Ärztin klären, ob die betroffene Person eine Blutverdünnung benötigt. Hierbei wird durch eine Risikoeinschätzung die Wahrscheinlichkeit für einen Schlaganfall errechnet. Sollte diese Wahrscheinlichkeit erhöht sein (im Vergleich zu einem Menschen ohne Vorhofflimmern), besteht die Notwendigkeit, das Blut zu verdünnen, da der Schlaganfall in diesen Fällen meistens durch kleine Blutgerinnsel entsteht. Die Blutverdünnung erfolgt durch Medikamente, beispielsweise Marcumar. Die Wirkung von Marcumar auf die Blutverdünnung muss regelmäßig durch einen Bluttest kontrolliert werden. Seit einigen Jahren gibt es aber auch neue Blutverdünner, die nicht regelmäßig kontrolliert werden müssen. Wie im Einzelfall verfahren wird und welcher Blutverdünner zum Einsatz kommt, entscheiden die Ärzte:innen individuell.