Wenn das Kind in der Schwangerschaft, bei der Geburt oder als Säugling stirbt Neues Beratungsnetzwerk für trauernde Familien
Ende Januar hat der Bundestag das Mutterschutzgesetz erweitert und einen gestaffelten Mutterschutz für Frauen ab der 13. Schwangerschaftswoche beschlossen, damit diese Zeit zur Erholung finden. Der Verlust eines Kindes in der Schwangerschaft, während oder nach der Geburt ist eine der schmerzhaftesten Erfahrungen, die Eltern und Angehörige durchleben können. Um diesen Menschen beizustehen, sind in Düsseldorf in den letzten Jahren mit Förderung der Stiftung Kinder- und Jugendhospiz Regenbogenland drei Kooperationsprojekte entstanden. Diese Angebote sollen jetzt erweitert werden zu einem flächendeckenden Netz für hilfesuchende, trauernde Eltern.
Wie die Projekte wirken und was das Netzwerk leistet, erläutern Birgit Wurzler und Ute Rinke, Hebammen und Familientrauerbegleiterinnen am Florence-Nightingale-Krankenhaus. Mit dem Projekt „Stille Geburt“ begleiten sie seit 2020 frühverwaiste Eltern und Familien, unterstützt durch die Stiftung Kinder- und Jugendhospiz Regenbogenland.
Für wen ist das Projekt „Stille Geburt“ da?
🗨️ Wir begleiten frühverwaiste Eltern ab der Diagnosestellung, in der Akutphase und darüber hinaus. Wir sind für die Eltern da, unabhängig davon, in welcher Schwangerschaftswoche sie vom Tod oder der lebensbegrenzenden Diagnose erfahren haben. Manchen Eltern helfen ein oder zwei Gespräche weiter, andere begleiten wir über Monate bis Jahre. Jeder braucht seine Zeit, auch wenn die Umgebung oft etwas anderes fordert.
Was können Eltern und Familien von Ihnen erwarten?
🗨️ Wir schaffen einen Rahmen, damit die Eltern Zeit haben, aus ihrer Ohnmacht zurück in ihre Selbstwirksamkeit zu kommen und so ihren eigenen Weg zu finden. Auch wenn viele es anders erwarten, so schützt Bindung vor einem Trauma. Es fordert Mut, sich dem Verlust und der Trauer zu stellen. Doch nur so wird es möglich, beides zu verarbeiten und zu integrieren. Zusätzlich geben wir regelmäßig Fortbildungen für Fachkräfte der Gynäkologie und Geburtshilfe, damit mehr Eltern in dieser hochsensiblen Zeit angemessen begleitet und unterstützt werden können.
Wer ist im Netzwerk zur Begleitung von Eltern frühverstobener Kinder aktiv?
🗨️ Als erstes wurde 2018 das Projekt „Gehalten im Verlust“ vom Geburtshaus Düsseldorf und freiberuflichen Hebammen mit der Stiftung Kinder- und Jugendhospiz Regenbogenland gestartet. Hier werden werdende Mütter oder Eltern ambulant beraten - bei Schwangerschaft mit fehlenden Herztönen des Kindes, Fehl- oder Totgeburt. Die Hebammen besuchen zu Hause und begleiten im Wochenbett, bieten einen Yogakurs für Sternenkindermütter zur Rückbildung und Kontaktfindung untereinander an.
Wir begleiten zu jedem Zeitpunkt, unabhängig der Schwangerschaftswoche, von Diagnose an und sind Experten für die Geburt und darüber hinaus. Alle Mitarbeitenden unserer Klinik sind geschult und geübt, sensibel mit Eltern in dieser Ausnahmesituation umzugehen und einen Schutzraum für sie zu schaffen. Nach der Geburt können die Familien bis zu drei Tage mit ihrem verstorbenen Kind bei uns verbringen, um es kennen zu lernen und Erinnerungen zu schaffen, bevor sie sich verabschieden müssen. Mit dem Netzwerk stellen wir die Begleitung auch nach der Entlassung sicher. Einmal im Monat bieten wir selbst einen offenen Elterntreff an.
Seit Herbst letzten Jahres ergänzt das Kinderpalliativteam Sternenboot der Uniklinik Düsseldorf das Netzwerk. Wenn lebensverkürzende Erkrankungen mit ungünstiger Prognose in der Schwangerschaft festgestellt werden, haben die Mütter das Recht auf eine Beratung durch ein multiprofessionelles Team. Entscheiden sich die Eltern für eine Fortsetzung der Schwangerschaft, wird die palliative Geburt begleitet und danach die Versorgung des Kindes sichergestellt.
Die Stiftung Kinder- und Jugendhospiz Regenbogenland unterstützt alle diese Projekte und bietet Einzeltrauerbegleitung und Paarbegleitung an.
Wie geht es weiter?
Am ersten Netzwerktreffen im November haben Vertreterinnen weiterer Institutionen teilgenommen, vor wenigen Tagen fand ein zweites Treffen statt. Wir hoffen sehr, das Netzwerk zu erweitern, damit Familien auf kurzem Weg die Unterstützung erhalten, die sie benötigen. Dabei sind auch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte gefragt, das Netzwerk bekannter zu machen.
